Painting
on/of Hermeneutic Wallpaper
Installation in der Ausstellung (dis)play Kunstwerk
Raum BetrachterIn
Kuratiert/Initiiert von Agnes Hannes. Gestaltung: Nicolai Rigler
Galerie des Oberösterreichischen Kunstvereins, Linz
2010
Wandkonstruktion/Tapete, Bild, goldfarbener Holzrahmen, Rechner/Flachbildschirm/Animation
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Ein
Flachbild-Industriemonitor ist plan und rahmenlos in die Tapetenwand
eingelassen und zeigt eine Bildfolge. Die durch den Monitor entstandene
Lücke im Ornament wird durch ihn selber wieder ergänzt |
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Gemälde
(Acryl auf Leinwand, goldfarbener Holzrahmen, 65x51 cm) eines
Ausschnitts des Tapetenrapports. Detailansicht des Gemäldes:
Nur von der Nähe erkennt man die Struktur der Leinwand und
den Farbauftrag auf der Oberfläche des Bildes ganz
im Gegensatz zu den Rasterpunkten der gedruckten Tapete, die das
Gemälde umgibt
Mit
der Installation Painting on/of Hermeneutic Wallpaper werden die
Hermeneutic Wallpapers neben den plan in die Wand eingelassenen,
rahmenlosen Flachbildschirmen in einer neuen Denkbewegung
durch das gemalte Bild kontextualisiert. An die Tapetenwand wird
nun ein Gemälde gehängt, welches das Tapetenornament
in sich weiterführt. Der Fetisch-Charakter der Tapeten verstärkt
sich durch die verdoppelte Bild-Errichtung. Das "Wand-Gemälde"
unterstreicht den Oberflächencharakter der Tapete und ermöglicht
gleichzeitig durch die Überlagerung des selben Inhalts im
anderen Medium eine komplexe Betrachtung von Bild und Abbild,
Illusion und Imaginärem, Original und Kopie.
So, "wie
die Hermeneutic Wallpapers etwas Intimes haben, das uns aufnimmt"
(Klaus Heinrich), kann das beigeordnete Gemälde einen noch
intimeren Raum erzeugen: setzt es doch das "Ganze",
das unendliche Ornament, inwendig fort. Selbst der Bilderrahmen
begrenzt nur das Medium - nicht aber den Rapport. Indem das Bild
genau das darstellt, was sein gegenwärtiger Hintergrund ist,
ist es eigenwillig hyper-real und überpräsent
und gleichzeitig nur Tarnung: ein selbstbezogenes Trompe-lil,
das neben dem zaubrisch-illusionistischen Aspekt auch immer wieder
auf visuell amüsante Weise die Frage nach einer Kausalkette
von Schein und Sein anregt. So sehr das Bild existent ist, so
sehr es es selbst ist so sehr steht parallel immer auch
jener Bildinhalt im Raum, der eben gerade nicht in dem Gemälde
zu sehen ist. Der Betrachter mag also an jenes Gemälde denken,
das hier hängen könnte.
In Zeiten,
in denen sich KünstlerInnen, KuratorInnen und KunstheoretikerInnen
immer stärker auf einander beziehen und einander beeinflussen,
rührt die Arbeit Painting on/of Hermeneutic Wallpaper an
den Traum [des Kurators] vom Gesamtkunstwerk wenn nämlich
Ausstellungsraum, Informationsmedium und Werk miteinander verschmelzen.
Sind die Hermeneutic Wallpapers eine emblematische, lustvolle
Alternative zum White Cube, so könnte man das "Tapetengemälde"
als Pendant zum berühmten Weißen Quadrat auf weißem
Grund (Kasimir Malewitsch) sehen. Längst ist dieses suprematistische
Werk par excellence für den Kunstheoretiker keine von Bezügen
befreite Gegenstandslosigkeit mehr, sondern bereits ein "traditionelle[s]
Kunstwerk [
] im Zusammenhang mit dem sich erweiternden Umraum"
(Friedrich Kiesler), auf welches Agnes Hannes (mit dem Begriff
des Display) hinweist, wenn sie in ihrer Ausstellungsreihe gezielt
den gegenseitigen Bezug von Ausstellungsraum und Kunstwerk auslotet.
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Tapetenwand,
links das Gemälde, rechts der rahmenlose Flatscreen
vom Tapetenrand linienscharf umgrenzt |
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Plattenkonstruktion
mit eingebautem Rechner. Der PC versorgt den Industriemonitor
an der Vorderseite mit sich abwechselnden Bildfolgen.
Bild links: Hier blendet der Monitor gerade das Tapetenmuster
ein.
Bild rechts: Hier beschreibt der Monitor gerade die Personen,
deren Portraits dem Tapetenentwurf als Embleme gedient haben:
diverse Generationen der Fürstenfamilie Sachsen-Weimar-Eisenach,
Friedrich Schiller und der Architekt des Bernhardzimmers
im Stadtschloss Weimar.
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Bildschirm.
Auch das Monitorbild erhält einen virtuell-visuellen Rahmen:
Zwischen stetig wechselnden Images blendet der Bildschirm innerhalb
seiner Grenzen sich selber einen klassizistischen Holzrahmen ein |
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Der
flach in die Tapetenwand eingelassene Monitor blendet sich hier
gerade "selber einen virtuellen Rahmen hinzu. In diesem
Moment verwandelt sich auch soeben das holzgemaserte Schiller-Kopf-Tapetenemblem
zum original Ölgemälde Schillers, das ursprünglich
als Vorlage für den Tapetenentwurf gedient hat. Das virtuelle,
"gerahmte" Bild im Monitor ist also in diesem Moment "originaler
als das Acrylgemälde der Großherzogin Maria Pawlowna,
welches im realen Rahmen daneben hängt. Denn obwohl letzteres
aus Pinselstrichen, Farbe und Leinwand besteht, zeigt das gemalte
Stück Tapete in seiner holzgemaserten Oberflächlichkeit
doch "nur (bzw. schon) die artifizielle Überarbeitung
des Portraits |
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Links:
Der Monitor in der Installation bei der Ausstellung (dis)play
Kunstwerk Raum BetrachterIn blendet hier gewissermaßen
den "genius loci" der Tapete ein: ein Foto des mit den
Hermeneutic Wallpapers austapezierten Stiegenhauses im Stadtschloss
Weimar während der Bernhardzimmer-Ausstellung, kuratiert von
Herbert Lachmayer (2009/10) (rechts)
Ausstellungscredits
(dis)play, Kunstwerk-Raum-BetrachterIn, 2010: Kuratorin:
Agnes Hannes, Gestaltung: Nicolai Rigler. Gruppenausstellung mit
Beiträgen von: Katrin und Jens Bruder, Ingrid Gaier, Iris Julian,
Margit Nobis, Daniela Pesendorfer, Elisabeth Schmirl und Stefan
Heizinger, Koordination: Ingrid Hahn (Galerie des Oberösterreichischen
Kunstvereins), Dank an: Herbert Lachmayer, Marc Mühlberger,
Wolfgang Hauer, Ingrid Hahn, Nicolai Rigler, Gerhard Herzog und
die Sponsoren des Oberösterreichischen Kunstverein
Fotos: Lukas Schaller (1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,12), Ingrid Hahn (11),
Thomas Müller (13)
English version
Margit Nobis Website |
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